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2 Fragen an Andreas Merz-Raykov
1. Warum Der Idiot 2020?
Als mir das Theater Dostojewskijs "Der Idiot" für eine Inszenierung angeboten hat, war ich natürlich erst mal sehr begeistert von der Aufgabe, aber zugleich auch einigermaßen respektvoll – denn schließlich haben wir es hier mit gut 900 Seiten Weltliteratur zu tun, die wir in ca. 3 Stunden auf die Bühne gießen wollen. Dostojewskij ist bekannt für seine sehr genaue und fast schamlos detaillierte Figurenzeichnung. Diese Figuren kommen aus dem Russland des späten 19. Jahrhunderts, aber dass sie dennoch etwas mit uns und unserem Heute zu tun haben liegt vielleicht daran, dass sie uns in ihrer Art, ihre eigenen Schwächen und Fehler vor sich selbst zu rechtfertigen sehr ähnlich sind. Dabei scheinen sie sogar zu erkennen, wenn sie nur aus Wut, Angst oder Egoismus handeln – und trotzdem machen sie genau so weiter, steuern sehenden Auges auf die Katastrophe zu. Und das nur weil ihnen das Gefüge aus Macht- und ökonomischen Interessen, in dem sie sich bewegen, als alternativlos scheint. Und das erinnert doch auch sehr an die heutigen Krisen und unser Nichtstun – sei es in der Frage der Flüchtlinge oder des Klimas. Und dann kommt da eine Figur, die schon durch ihre bloße Anwesenheit die Frage aufwirft, ob man nicht doch auch anders miteinander leben könnte – und obwohl alle von ihr fasziniert oder sogar berührt sind, wird sie schließlich dennoch als lächerlich, als Schwächling abgetan – als Idiot.
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2. Hilft es, soviel in Russland gearbeitet zu haben?
Ich war als Regisseur ca. 7 Jahre lang in Russland unterwegs – nicht nur in Moskau und St. Petersburg, sondern auch im tiefen Sibirien oder sogar am Polarkreis. Dostojewskij haben wir dabei häufig angetroffen. Zum Beispiel gibt es hinter dem Drama-Theater von Omsk einen kleinen Park und einen Parkplatz – und zwar genau auf dem Gelände, wo noch vor 150 Jahren, das Zwangslager stand, in dem auch Dostojewskij eingesessen hat. Ich denke, dass sich unsere Kultur schon seit langem sehr für russische Literatur begeistert und sich ihr sehr nahe gefühlt hat – und trotzdem folgen ihre Figuren einer etwas anderen Logik – das sind keine Prinz von Homburgs oder Emilia Galottis. Und manchmal vergisst man das in deutschen Theaterinszenierungen und dann sieht man z.B. einen Lopachin aus Tschechows Kirschgarten mit einem Handy am Ohr als typischen deutschen Geschäftsmann – aber das beraubt die Figur dann, meiner Meinung nach, einer ganzen Dimension und auch dem Dilemma, für das sie steht, oder ihrem emotionalen Haushalt und damit auch ihrer Faszination. Insofern glaube ich schon, dass ich durch meine Reisen ein Wenig von dem Grundbeat kennenlernen konnte, in dem sich auch Dostojewskijs Figuren bewegen. Um die eigene Kultur zu hinterfragen, kann es nicht schädlich sein, mehr als die eigene Kultur zu kennen.
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